Schimmel nachhaltig entfernen, statt übermalen

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Reinigung des Kellers
Reinigung des Kellers

Im Kampf gegen Schimmelbefall im Haus setzen einige auf, günstige Lösungen – und stehen wenige Jahre später wieder vor dem gleichen Problem. Bauphysikalisch begründete Sanierungsmassnahmen greifen hier tiefer und wirken nachhaltig.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht davon aus, dass in jedem vierten bis fünften Haushalt Feuchtigkeitsprobleme und Schimmel auftreten. Betroffen davon sind meist ältere, schlecht gedämmte Häuser.

Der Grund dafür ist die Kombination aus kalten Wandoberflächen und zu feuchter Innenraumluft. Es muss also nicht immer das schlecht gelüftete Badezimmer sein. Gefährdet sind vor allem Ecken an gegen Norden ausgerichteten Wänden.

Vielleicht liegt oberhalb davon gleich der kalte Estrich. Oder unterhalb die unbeheizte Garage. Nicht selten ist der Ersatz von Fenstern der Auslöser für Schimmel, nachdem man jahrzehntelang kein Problem hatte., Plötzlich entfällt der ständige Dampf-Abbau durch die Fensterritzen.

Je länger man wartet, desto teurer wirds

Oft beginnt es mit dunklen Flecken. Schritt für Schritt breiten sich diese aus, werden weiss, grün oder schwarz. Der Bund warnt vor zunehmenden Gesundheitsrisiken bei Schimmelbefall in Wohnräumen. «Neben häufigen Reizungen von Augen, Haut und Atemwegen, treten gelegentlich auch Allergien auf. Atemwegsreizungen können sich mit der Zeit zu einer chronischen Bronchitis (Husten) und zu Asthma weiterentwickeln», schreibt das BAG in seiner Broschüre «Schimmel in Wohnräumen». Sobald die Schimmelfläche grösser als eine Handfläche ist, sollte eine bauphysikalische Beurteilung stattfinden.Je länger man mit einer Schimmelsanierung wartet, desto teurer wird es.

Vorsicht vor Fungiziden

Mit einer Eigenbehandlung mit Javelwasser oder anderen chlorhaltigen Reinigungs-produkten, wie es heute noch oft in Haushalten gemacht wird, ist es meist nicht getan. Man entfernt damit den Schimmelpilz nur oberflächlich, das Wurzelgeflecht bleibt.
Das gleiche Problem gibt es mit Anti-Schimmel-Farben: Diese enthalten nicht selten Fungizide, die falsch angewandt nicht nur Mensch und Umwelt schaden, sondern das Übel nicht an der Wurzel packen. Aus baubiologischer Sicht gibt es keinen Grund, Gift einzusetzen. Auch das BAG rät bei der Schimmelbekämpfung von der Verwendung biozider Innenfarben und Putze in Wohn- und Aufenthaltsräumen ab, da sie die Ursachen nicht beseitigten und die langfristigen Risiken für die Bewohner schwer abzuschätzen seien. Die näherliegende, wenn auch etwas aufwändigere Lösung: Befallenen Bereich entfernen und neu aufbauen.

Teurer aber nachhaltiger

Für einen Quadratmeter benötigt ein Profi rund eine bis zwei Stunden Arbeitsaufwand, um den verschimmelten Bereich je nach Tiefe des Befalls bis zum Mauerwerk zu entfernen. Anschliessend wird die Wand neu verspachtelt, was bei der Verwendung von biologischem Material aufgrund der längeren Trocknungszeit etwas Wartezeit nach sich ziehen kann. Und zum Schluss neu eine kondensationstolerante Oberflächenbeschichtung auftragen. Das gesamte Prozedere nach baubiologischen Grundsätzen, vom Entfernen des befallenen Bereiches bis zum Neuaufbau, koste rund 100-150 Franken pro Quadratmeter. Mit Überstreichen kommt man zwar nur auf 30 Franken pro Quadratmeter. Dafür könnte sich das Projekt alle zwei bis vier Jahre wiederholen.

Die Ursache muss bekämpft werden

Mit dem Entfernen des Schimmels ist es nicht getan. Vielmehr muss gleichzeitig auch die Ursache behoben werden. Wer sich die Arbeit erleichtern möchte, kann auch eine hygrostatische Lüftung einbauen, die sich automatisch einschaltet, sobald die Luft draussen trockener ist als drinnen. Es gibt auch günstige und einfach einzubauende Passivlüfter, wenn man dem Mieter das richtige Lüften nicht zutraut. Handelt es sich wirklich nur um eine Ecke, die zu wenig gedämmt ist, lässt sich dort auch ein zusätzlicher Heizkörper installieren. «

Tipp: Richtig lüften gegen Schimmel

Duschen, Wäschetrocknen, Kochen – und vor allem der Atem. Das alles sorgt für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit in Räumen. In gut gedämmten Häusern ist das meist kein Problem, auf kalten Wänden aber setzt sich bei zu hoher Luftfeuchtigkeit Kondenswasser ab, was zu Schimmel führen kann. Bei einer Aussentemperatur von 5 Grad empfiehlt Bauphysiker Gerhard Bürkli in Altbauten deshalb eine relative Luftfeuchtigkeit von höchstens 45 Prozent, bei 0 Grad noch 42 Prozent und bei minus 5 Grad 38 Prozent. Die Raumtemperatur sollte dabei bei 21 Grad, im Schlafbereich bei 18 Grad liegen.
Wie aber senkt man die Luftfeuchtigkeit? Mit Lüften. Zwar sollte Dauerlüften vermieden werden, drei- bis fünfmal täglich bis zu fünf Minuten querlüften aber ist zu empfehlen. Damit die Nachtfeuchtigkeit entweichen kann, sollte im Schlafzimmer ausserdem nachts das Fenster drei bis fünf Millimeter geöffnet sein, vor allem im Winter.
Und wenn der Bewohner das nicht kann oder will, geeignete Lüfter einbauen.


Einige Beispiele des gemeinen Hausschimmels

Oft beginnt der Schimmelbefall mit Feuchtigkeitsflecken in einer Ecke und breitet sich dann Schritt für Schritt aus.
Oft beginnt der Schimmelbefall mit Feuchtigkeitsflecken in einer Ecke und breitet sich dann Schritt für Schritt aus.
Bei Schimmel lohnt es sich, frühzeitig zu reagieren, denn wer zu lange wartet, riskiert grössere Schäden an der Bausubstanz, wie hier hinter einer fehlerhaften Innendämmung.
Bei Schimmel lohnt es sich, frühzeitig zu reagieren, denn wer zu lange wartet, riskiert grössere Schäden an der Bausubstanz, wie hier hinter einer fehlerhaften Innendämmung.
Zur Schimmelsanierung wird der befallene Bereich idealerweise abgetragen und neu aufgebaut, zum Beispiel mit einer kondensationstolerante Oberflächenbeschichtung.
Zur Schimmelsanierung wird der befallene Bereich idealerweise abgetragen und neu aufgebaut, zum Beispiel mit einer kondensationstolerante Oberflächenbeschichtung.
Es gilt aber auch Ursachenbekämpfung zu betreiben, zum Beispiel durch Dämmung der Wände. Weitere Möglichkeit: Eine zusätzliche Beheizung kalter Stellen wie zum Beispiel Fensterbänke.
Es gilt aber auch Ursachenbekämpfung zu betreiben, zum Beispiel durch Dämmung der Wände. Weitere Möglichkeit: Eine zusätzliche Beheizung kalter Stellen wie zum Beispiel Fensterbänke.
Besonders wichtig ist regelmässiges Lüften. Alternativ kann auch eine hydrostatische Lüftung eingebaut werden.
Besonders wichtig ist regelmässiges Lüften. Alternativ kann auch eine hydrostatische Lüftung eingebaut werden.